Auf den Spuren der Schildkröten
Die Seychellen sind berühmt für ihre traumhaften Strände und ihre farbenprächtige Unterwasserwelt. Wer mit einem Ranger unterwegs ist, kann die Inselwelt ganz neu entdecken.
Text: Katja Gartz Fotos: Christian Schappeit
Ranger for a Day
Die ersten Sonnenstrahlen lassen die Palmen leuchten. Das Meer sorgt für eine frische Brise. Am Strand der Insel Praslin begrüßt Rudi Ricaud die sportlich gekleideten Gäste. „Sie sehen schon aus wie richtige Ranger“, sagt der Ranger, der sie bei ihrem Ausflug begleiten wird. Der gebürtige Franzose beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Natur auf den Inseln im Indischen Ozean und lebt heute mit seiner Familie auf Praslin. Nach wenigen Minuten sind die Ranger mit dem Boot da, um die kleine Gruppe abzuholen. „Wir fahren jetzt rüber und an der Küste entlang wie bei einer normalen Patrouille“, sagt Allen Cedras, der Leiter des Curieuse Marine National Park. Die nur drei Quadratkilometer große Insel liegt nördlich von Praslin und steht samt der Meeresfläche zwischen beiden Inseln unter Naturschutz. Meerestiere zu fangen, zu sammeln oder zu fischen ist hier streng untersagt. Zudem dürfen Schiffe ihre Anker nur an mit Bojen gekennzeichneten Stellen auswerfen. Baden, Schnorcheln und Tauchen ist jedoch erlaubt.
Das Boot fliegt über die klatschende Wellen hinweg, vorbei an imposanten Granitfelsen, die mal wie eine Schildkröte mal wie das Gesicht eines Menschen aussehen. Nach etwa einer halben Stunde ist hinter einer Bucht schon die Station der Ranger zu erkennen.
In der Vergangenheit wurde Curieuse für die Produktion von Vanille und Copra, dem getrockneten Fruchtfleisch der Kokosnüsse, sowie als Leprastation genutzt. Nachdem ein Feuer 1967 einen großen Teil der Vegetation zerstörte, kümmerte sich die Regierung um die Insel, um die ursprüngliche Vielfalt der heimischen Pflanzen wiederherzustellen. Eine Besonderheit ist die Coco de Mer, die größte Kokosnuss der Welt, die nur auf Curieuse und Praslin wächst. Dort ist sie im Nationalpark Vallée de Mai zu finden, der zum Welterberbe der UNESCO zählt.
Nach einer kurzen Einführung, geht die Rangerin mit ihren Gästen in zur Aufzuchtstation. Aus einem Gehege nimmt sie eine winzige, etwa fünf Zentimeter lange Schildkröte und setzt sie Ingo Mayer auf auf die Hand. „Wie leicht und weich der Panzer noch ist“, wundert er sich. Er ist einer der Gäste, die an dem neuen Programm des Hotel Raffles „Ranger for a day“ teilnimmt. Mit den Teilnahmegebühren unterstützt das Hotel den Marine National Park.
Anschließend wandern sie durch das Dickicht der Palmen durch den Urwald, erklimmen eine kleine Anhöhe und erreichen schließlich die andere Seite der Insel. Kaum sind sie den Strand, entdeckt Yael Perrine die ersten Spuren einer Meeresschildkröte im Sand. „Schauen Sie“, ruft sie ihre Truppe herbei und verstaut eine angespülte Coca-Cola-Dose in ihrem Rucksack. „Meeresschildkröten graben an einer geschützten Stelle am Strand ein Loch und legen ihre Eier dort ab“, sagt sie. Im Schatten der Takamakabäume geht es weiter am Strand entlang. „Da vorne bewegt sich etwas“, flüstert Rudi Recaud. Ein Weibchen atmet schwer, ihr ganzer Körper bebt. „Das zu erleben, ist etwas ganz besonderes“, sagt Yael Perrine und holt ein Ei aus dem Sand. Ihre Gäste nehmen fasziniert das weiche Pingpongball große Ei in die Hand. Mit einem Maßband vermisst die Rangerin die Schildkröte, markiert sie und legt das Ei zurück. Zwei Monate lang legen sie bis zu 150 Eier, aber nur 2-3 Schildkröten überleben. Auf dem Weg ins Meer werden sie von Krabben und Vögeln und im Wasser von Fischen gefressen. Erst, wenn sie groß genug sind, können sie überleben.
Im Wasser wartet schon das Boot auf die Gäste und auf der Schildkrötenstation das Mittagessen. Sie tauschen mit den Rangern ihre Erlebnisse aus und schmieden Pläne für den Nachmittag. Die einen wollen Schnorcheln, andere Arbeiten am Haus erledigen, Bäume pflanzen und noch einmal mit auf die nächste Patrouille.
Ingo Mayer entscheidet sich für Schnorcheln. Rudi Ricaud hat an alles gedacht und Schnorchel mit Brille, Flossen und Handtücher für alle dabei. Die Ranger geben ihm den Tipp, erst etwas hinaus zu schwimmen und dann um den Felsen herum zu schnorcheln. Er taucht in das warme Wasser ein und erreicht nach ein paar Minuten den Felsen. Die Ranger haben recht: Tropische Fische in leuchtendem Blau, in Gelb und Schwarz-Weiß gestreift und viele andre schwimmen durch die faszinierende Unterwasserwelt. Durch das klare Wasser ist schon beim Schnorcheln viel zu sehen.
Als er den Strand erreicht, sind die Ranger kurz davor mit einigen Gästen zur nächsten Patrouille aufzubrechen. „Willst Du noch mitkommen?“, ruft Allen Cedras zu Ingo rüber. Er zögert nicht lange, holt sich schnell etwas zum Anziehen und steigt ins Boot.
Informationen: www.seyvillas.com
Die Recherche wurde durch eine Pressereise von Raffles Praslin Seychelles und die Seychelles National Parks Authority unterstützt.